Es gibt Momente während unserer Yogapraxis, die uns tiefer in uns selbst eintauchen lassen. Momente, in denen wir auf eine Reise der Gefühle und Emotionen gehen. In meinem eigenen Yogaerlebnis habe ich gelernt, wie wichtig es ist, diese Gefühle zu akzeptieren, ihnen Raum zu geben und sie als Teil meiner Reise zu betrachten.
Der "Yogaraum" ist ein Ort, an dem wir die volle Bandbreite menschlicher Gefühle erleben können. Von Glückseligkeit und Frieden bis hin zu Unruhe und Unbehagen - jede Emotion hat ihren Platz auf der Yogamatte. Die sanfte Intensität dieser Gefühle hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, sie anzunehmen, ohne Urteil oder Erwartung.
Yoga und die Widerstände des Geistes
Manchmal tut Yoga „weh“. Nicht körperlich, sondern auf einer tieferen Ebene. Die Bewegung des Körpers bringt oft unterdrückte Emotionen ans Licht, und die Verbindung von Atem und Bewegung verstärkt die Sensibilität für unsere inneren Zustände, wodurch sich Gefühle von Angst, Wut oder Traurigkeit zeigen können. Während des Atemflusses und in den Pausen zwischen den Asanas haben wir die Chance, diesen Emotionen zu begegnen, sie sanft zu erforschen und sie anzunehmen. Indem wir uns unseren Ängsten, unserer Wut oder Traurigkeit stellen, können wir lernen, mit ihnen umzugehen und letztendlich einen tieferen inneren Frieden finden. Diese Herausforderungen sind oft Teil des Prozesses des spirituellen Wachstums und der Selbstentwicklung.
Also lass dich nicht entmutigen, wenn es mal nicht so leicht ist, und erlaube dir, diese Emotionen in deiner Yogapraxis zu akzeptieren und zu erforschen. Sei dir bewusst, dass das ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem ausgeglichenem, zufriedenen und erfüllten Leben ist.
Der Weg zum "Muskel der Seele"
Der Psoas-Muskel, oder iliopsoas, ist eigentlich eine Gruppe von Muskeln, die sich von der Vorderseite des unteren Rückens entlang der Wirbelsäule erstrecken und sich bis zu den Oberschenkeln erstrecken. Es ist der einzige Muskel, der die Wirbelsäule mit den Beinen verbindet und spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewegung, der Haltung und sogar den Emotionen.
In Bezug auf Emotionen ist der Psoas-Muskel eng mit dem sogenannten "Kampf- oder Fluchtmodus" des Körpers verbunden. Wenn wir gestresst oder ängstlich sind, kann er sich zusammenziehen, was zu Spannungen im unteren Rücken führt. Dies kann zu einem Gefühl der Unruhe und Angst führen. Es ist also essentiell, den Psoas zu entspannen, um emotionale Spannungen abzubauen.
Im Yoga wird der Psoas-Muskel oft als "Sitz der Seele" bezeichnet. Durch gezielte Dehnungen und Stärkungsübungen können Yogapraktizierende lernen, ihn zu entspannen und zu stärken, um emotionale Blockaden zu lösen und so ein tiefes Gefühl der physischen und emotionalen Balance zu erreichen.
Der Krieger I" (Virabhadrasana I) ist eine Yoga-Haltung, die sich besonders gut eignet, um den Psoas zu stärken und zu dehnen. Durch regelmäßiges Üben kann diese Haltung dazu beitragen, ihn zu kräftigen und gleichzeitig emotionale Spannungen zu lösen. Ebenso können sanfte Rückwärtsbeugen und Hüftöffner dabei helfen, ihn zu dehnen und negative Emotionen loszulassen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass eine tiefe Verbindung zwischen dem Psoas-Muskal, Emotionen und Yoga besteht, und dass die körperliche und emotionale Gesundheit eng miteinander verknüpft sind.
Durch eine bewusste Praxis von Yoga und Achtsamkeit können wir lernen, diesen wichtigen Muskel zu pflegen und so sowohl körperliches Wohlbefinden als auch emotionale Ausgeglichenheit erreichen.
Im Yogaunterricht geht es nicht nur darum, unseren Körper zu dehnen und zu stärken, sondern auch darum, unsere Emotionen und Gefühle zu erkunden. Während des Praktizierens können wir auf eine Achterbahn der Emotionen gehen - von Freude und Frieden bis hin zu Traurigkeit und Frustration. Eine meiner intensivsten Erfahrungen mit dieser Verbindung von Körper und Emotionen war während einer Hüftöffner-Asana.
Hüftöffner, wie die Taube (Eka Pada Rajakapotasana), können eine Vielzahl von Emotionen hervorrufen. Als ich mich in dieser Pose befand, fühlte ich sowohl körperliche als auch emotionale Unbehaglichkeiten. In der Stille der Pose begannen sich Gefühle der Verletzlichkeit zu regen, die ich lange Zeit beiseite geschoben hatte. Es war eine echte Herausforderung, in diesem Moment präsent zu bleiben und die aufsteigenden Emotionen zuzulassen. Aber mit jedem Atemzug spürte ich, wie sich die Anspannung in meiner Hüfte löste und ich gleichzeitig auch eine gewisse emotionale Befreiung erlebte.
Yoga-Lehrer erklären oft, dass Hüftöffner Emotionen wie Wut, Angst und Trauer freisetzen können, die sich in unseren Hüften festgesetzt haben. Während wir uns in diesen Asanas befinden, können wir anfangen, uns von diesen Emotionen zu befreien und Platz für Gefühle von Heilung und Zurückhaltung zu schaffen. Es ist ein kraftvoller Prozess, der uns lehrt, dass das Loslassen von physischer Spannung auch das Loslassen von emotionaler Belastung bedeuten kann.
In meinem eigenen Yoga-Unterricht ermutige ich meine Schüler, in solchen Momenten mitfühlend mit sich selbst umzugehen und anzuerkennen, dass es okay ist, Emotionen zuzulassen. Ich ermutige sie, tief zu atmen und sich auf die Empfindungen in ihrem Körper zu konzentrieren, während sie durch die Herausforderungen dieser Asanas navigieren.
Am Ende einer Yoga-Stunde, besonders nach einer intensiven Hüftöffner-Praxis, fühle ich oft eine tiefe Ruhe und einen klaren Geist. Es ist, als ob ich nicht nur körperliche Spannung, sondern auch emotionale Last hinter mir gelassen habe. Yoga hat mir geholfen, ein tieferes Verständnis für die Verbindung zwischen Körper und Geist zu entwickeln und mich gelehrt, dass die Freisetzung von Emotionen genauso wichtig ist wie die körperliche Bewegung.
Claudia Pretzsch/ Yoga Zauber Leipzig
Comments